Motive
Niemand riskiert strafrechtliche Verfolgung ohne Grund und kaum jemand stellt geschützten Wildtieren einfach nur zum Zeitvertreib nach. In Deutschland sind es fast immer dieselben Interessengruppen, die im Zusammenhang mit Naturschutzkriminalität eine Rolle spielen.
Auf der einen Seite handelt es sich dabei um Jäger, die in Greifvögeln oder Luchsen unliebsame Konkurrenten um das so genannte Niederwild (Fasane und Feldhasen) sehen. Auf der anderen Seite treten immer wieder Tauben- und Geflügelhalter als Täter in Erscheinung. Auch Angler und Teichwirte werden gegen Kormorane oder Fischotter aktiv.
Natürlich vergiftet nicht jeder Jäger Greifvögel und sicherlich stellt nicht jeder Taubenzüchter Habichtfangkörbe auf.
Aber umgekehrt stimmt es eben auch: In nahezu allen Fällen von Greifvogelverfolgung, bei denen bisher ein Täter verurteilt wurde oder in Verdacht geraten ist, handelte es sich entweder um Tauben- bzw. Geflügelhalter oder um Jagdscheininhaber.
Hauptmotive
- Jagdkonkurrenz
- Angst vor Wertverlust (z.B. geringere Pacht)
- Abwehr zum Schutz von Nutztieren
- Wirtschaftliche Interessen: z.B. Baugenehmigungen Windkraft
- Trophäenjagd: Fell etc.
- Jagdtourismus
- Historische Gründe (z.B. Nationalparkgegner)
- Zeichen setzen gegen Naturschutzbewegung
Beutegreifer wie Greifvögel, Luchs oder Fischotter können als Gefahr oder Jagdkonkurrenten empfunden werden, da sie Geflügel, Niederwild oder Fische als Beute ansehen. Völlig außer Acht gelassen wird dabei deren wichtige Bedeutung im Ökosystem.
Durch die selektive Entnahme verletzter oder kranker Tiere (z.B. Nager) können sie den Ausbruch von Seuchen verhindern und tragen zum Erhalt einer gesunden Population bei. Auch der Einsatz von Nagergiften kann erheblich reduziert werden, da „Schädlinge“ (z.B. Ratten) natürlich dezimiert werden.
Windkraft
Laut Experten kommt nun noch ein neuer Problembereich hinzu: Windenergieanlagen. Da manche Vogelarten (z.B. Rotmilane oder Seeadler) durch ihren Schutzstatus deren Bau behindern oder erschweren könnten, stellt die Beseitigung der "Störenfriede" (oder ihrer Horste) ein Mittel dar, um Baugenehmigungen zu erhalten.
In letzter Zeit mehren sich Hinweise darauf, dass deren Nester mutmaßlich v.a. dort entfernt wurden, wo Windparks geplant wurden. Der Nachweis, dass die Brutstätten gezielt zerstört werden, um den Bau von Windparks zu begünstigen, ist jedoch schwer zu erbringen.
Bislang konnten nur wenige Fälle zweifelsfrei damit in Verbindung gebracht werden.
Vorurteile abbauen: Es gibt keine "Überpopulationen"!
Immer wieder wird von Taubenzüchtern, Jagdfunktionären und Teichwirten eine „Regulierung“ von Greifvögeln, Luchs, Otter, Kormoran & Co. gefordert. Dabei wird oft von angeblich „explodierenden Beständen“ berichtet.
Solche pauschalen Behauptungen sind jedoch nicht richtig und entbehren jeder wissenschaftlicher Grundlage. Weder sind die bei uns heimischen Greifvogelbestände langfristig gesichert, noch kann von einer grenzenlosen Bestandszunahme die Rede sein.
„Überpopulationen“ gibt es nicht und kann es in funktionierenden Ökosystemen auch nicht geben.
Die Bestände von Habicht, Mäusebussard und allen anderen (Greifvogel-)Arten passen sich der ökologischen Kapazität der Landschaft an, in der sie mit anderen Arten leben. Die Verfügbarkeit von Nahrung stellt dabei den wesentlichen bestandsbegrenzenden Faktor dar.
Aber auch das Brutstättenangebot, Witterungsbedingungen sowie inner- und zwischenartliche Konkurrenz haben einen Einfluss auf die Bestandsgröße. Im komplexen Räuber-Beute-Beziehungsgeflecht hat sich im Laufe der Evolution ein dynamisches Gleichgewicht entwickelt, in dem weder die Nahrungsspezialisten noch die Generalisten eine Gefährdung für den Bestand anderer Tiere darstellen.
Auch zahlreiche Kleinvogelarten ernähren sich von anderen Tieren (vornehmlich Insekten) und kaum jemand käme auf die Idee, ihnen deshalb nachzustellen.