Mauerseglerdrama

Gebäudeabriss trotz besetzter Nester von Mauersegler und Haussperling – LBV erstattet Strafanzeige

Zu Fällen von Naturschutzkriminalität zählen nicht nur vergiftete oder erschossene Wildtiere wie Greifvögel oder Luchse. Auch die Zerstörung von Nestern, die Störung von Bruten und das Töten der Jungtiere aller heimischen Vogel- und Fledermausarten sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz Straftaten.

© Bettina Schröfl
Ein paar wenige Mauersegler konnten rechtzeitig gefunden und gerettet werden.

Vor allem bei älteren Gebäuden werden bei Sanierungen oder Abriss bestehende Nester von Gebäudebrütern oder Nischen und Ritzen für Fledermäuse verschlossen oder zerstört. So aktuell geschehen in Mallersdorf im Landkreis Straubing-Bogen. Beim Abriss eines Gebäudeteils und dem Entfernen von Dämmplatten an einem Zweiten sind zahlreiche noch nicht flügge Mauersegler aus den Nestern gestürzt und unter Schutt begraben worden. Der engagierte Einsatz der ehrenamtlichen LBV-Aktiven vor Ort erwirkte einen Baustopp, so dass die verbleibenden Mauersegler und Spatzen ihre Brut in Ruhe beenden können. Da die Zerstörung von Brutstätten und die Tötung geschützter Vogelarten eine Straftat darstellt, haben wir Strafanzeige gestellt.

Rechtliche Grundlagen

© LBV Straubing-Bogen
Der engagierte Einsatz von Bettina Schröfl und weiteren ehrenamtlichen LBV-Aktiven vor Ort erwirkte einen Baustopp.

Grundsätzlich ist jeder Bauende dazu verpflichtet, die Einhaltung des Artenschutzes im Zuge von Abbruch- oder Bauarbeiten einzuhalten. Es ist die Pflicht der Verantwortlichen sich vorab zu erkundigen, ob ein möglicher Konflikt auf der Baustelle droht. Leider ist das wohl den wenigsten Architekten, Baufirmen oder Hauseigentümern bekannt. Gebäudebrütende Vogelarten wie der Mauersegler und Fledermäuse sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz §44 Abs. 1 besonders oder sogar streng geschützt, ebenso wie ihre Nist- und Zufluchtsstätten an Gebäuden. Die Zerstörung der Quartiere oder Veränderungen daran sind zu jeder Jahreszeit untersagt. Den Tieren darf auch der Zugang zu ihren Nist- und Schlafplätzen nicht versperrt werden, beispielsweise durch Staubnetze oder Baugerüste. Sind Bauarbeiten notwendig, kann die Höhere Naturschutzbehörde Ausnahmen zulassen. Voraussetzung dafür ist, dass die Maßnahmen mit den Zielen des Naturschutzes und der Landschaftspflege vereinbar sind. Dies ist dann der Fall, wenn die Nester nicht mehr besetzt sind und wenn anschließend ein Ersatz für die zerstörten Nistplätze geschaffen wird.

Positives Beispiel München

Wir kartieren bayernweit Brutplätze von Gebäudebrütern und sammelt sie in einer Datenbank. Die Daten werden den Bau- und Naturschutzbehörden auf Anfrage zur Verfügung gestellt. Besonders gut funktioniert dieses Melde- und Informationssystem in München, wo bereits beim Antrag auf Baugenehmigung ein behördlicher Hinweis zur Einhaltung des Artenschutzes erfolgt, wenn am entsprechenden Gebäude geschützte Arten kartiert sind. Die Antragsteller werden dann aufgefordert, sich beim LBV in München zum Schutz der entsprechenden Tierarten beraten zu lassen. Gemeinsam mit den Architekten und Hausbesitzern wird dann ein Maßnahmenkatalog zum Schutz der Tiere ausgearbeitet. Der LBV unterstützt die Bauenden auch bei Anträgen auf Ausnahmegenehmigungen und Ersatzmaßnahmen, die in der Regel bei Veränderungen an den Quartieren geschützter Gebäudebrüterarten Voraussetzung für die Durchführung der Baumaßnahme sind.


Auch außerhalb von München bietet der LBV in seinen regionalen Geschäftsstellen Beratung und Information zu den potenziell betroffenen Arten und geltenden Schutzbestimmungen für Bauträger und Architekten an.

Gemeinsames Projekt: „Naturschutzkriminalität dokumentieren und stoppen!“

Ein Großteil der Fälle von Naturschutzkriminalität bleibt ungeklärt und für die Täter folgenlos, was sich dringend ändern muss. LBV und GLUS starten deshalb 2019 das gemeinsame Projekt „Naturschutzkriminalität dokumentieren und stoppen!“. In einer bayernweiten Datenbank sollen alle (Verdachts-)Fälle von Naturschutzkriminalität gespeichert werden. Als erste Anlaufstelle für betroffene Behörden und die Öffentlichkeit soll die Datenbank fachliche Unterstützung bieten und als Melde- und Informationsplattform dienen. Mit ihrer Hilfe soll außerdem die langfristige Weiterverfolgung einzelner Fälle sichergestellt werden. Mit dem Projekt soll auch die Öffentlichkeitsarbeit verstärkt und Fortbildungsangebote bereitgestellt werden. Projektleiter und Ansprechpartner sind die Biologen Franziska Baur (GLUS) und Dr. Andreas von Lindeiner (LBV).


Die Dokumentation von Fällen illegaler Verfolgung von Vögeln durch den LBV wird seit 2021 durch das Bayerische Landesamt für Umwelt mit Mitteln des Umweltministeriums finanziert.

 

Zurück

Weitere Nachrichten

© Richard Straub

Tote Vögel in zwei Landkreisen: Illegales Gift und Medikamentenreste als Ursache

Weiterhin sterben in Bayern regelmäßig streng geschützte Vogelarten an den Folgen von Vergiftungen.  Bei einem Rotmilan im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim und einem Mäusebussard aus dem Landkreis Pfaffenhof wurde das seit 2007 in der EU verbotene Insektizid Carbofuran nachgewiesen. In einem weiteren Fall aus dem Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim konnte bei einem Weißstorch nachgewiesen werden, dass er an dem Wirkstoff Ibuprofen starb.

weiterlesen

© Brigitte Kraft

Letzte Ruhestätte mit Folgen: Haustierbestattungen als Gefahr für Greifvögel

Erst kürzlich haben wir wieder zwei Fälle verzeichnet, in denen Greifvögel an einer Vergiftung mit Pentobarbital starben. Der Arzneistoff wird in der Tiermedizin zum Einschläfern verwendet. Bei Vergiftungen mit Pentobarbital, gehen wir meistens nicht von einem Vorsatz aus. Werden eingeschläferte Haustiere in einem flachen Grab beigesetzt, werden sie häufig von Aasfressern ausgegraben, die dann einer Sekundärvergiftung. Gemeinsam mit dem Landesverband praktizierender Tierärzte Bayern (lpt) bitten wir deshalb alle Haustierbesitzer und -besitzerinnen, einige wichtige Regeln bei der Beerdigung ihrer pelzigen Freunde zu beachten.

weiterlesen

© Marcus Bosch

Schon wieder vergiftete Greifvögel: Landkreise Erlangen-Höchstadt und Erding betroffen

Im Bereich von Herzogenaurach-Hauptendorf sind Anfang März zwei Rotmilane und ein Mäusebussard tot aufgefunden worden. Nun zeigen die Befunde toxikologischer Untersuchungen: Die Tiere starben an Vergiftungen mit Carbofuran. Der gleiche traurige Befund ergibt sich für einen weiteren Rotmilan, der ebenfalls im März in der Nähe von Taufkirchen im Landkreis Erding gefunden wurde.

weiterlesen